Engerling: 40 Jahre Mama Wilson

MOZ 17.12.18
Leicht ergraute Engerlinge
Begleitet viele Gäste seit ihrer Jugend: Die Bluesrock-Band „Engerling“. Der inzwischen 68-jährige Kopf der Band, Wolfram Bodag (vorn), bringt die Gäste noch immer mühelos zum Mittanzen. © Fotos: Michel Nowak

Michel Nowak / 16.12.2018, 18:52 Uhr
Schöneiche (MOZ) Die Bluesrock-Band „Engerling“ hat beinahe so etwas wie ein Abo für Auftritte in der Kulturgießerei. Mehr als 20 Mal haben Wolfram Bodag, Heiner Witte und Co. dort gespielt – jedes Mal vor vollem Haus. Am Sonnabend kamen mehr als 150 Gäste.
Vor der Kulturgießerei ist es in dieser Nacht eisig kalt, Schneeflocken bahnen sich den Weg zum Boden. Ganz anders drinnen: Als um kurz nach 20 Uhr die Band „Engerling“ auf der Bühne quasi eine Handbreit vom Publikum entfernt erscheint, ist die Stimmung im gut beheizten Saal gelöst. Vertraut ist den Besuchern die handgemachte Musik der vier inzwischen ergrauten Akteure. Mit Bier- oder Weingläsern in der Hand wippen sie vom ersten Lied an mit. „Rund die Hälfte der Besucher ist Stammpublikum“, schätzt Henry Drozdzynski, Vorsitzender des Kulturgießerei-Vereins.
Mal englische, meist deutsche Titel, regelmäßig eine kurze Ansprache des Publikums, gelegentlich ein Schluck aus den Bierflaschen: Der 68-jährige Wolfram Bodag am Keyboard, Heiner Witte mit der Gitarre, Manne Pokrandt am Bass und Hannes Schulze, übrigens der Sohn von Bodag, spielen routiniert ihr Programm. „40 Jahre Mama Wilson“ heißt es, eine Anspielung auf einen ihrer bekanntesten Titel.

Exakt 43 Jahre sind seit der Band-Gründung vergangen. Viele Gäste begleiten die Gruppe schon genauso lange. Stefan Schulz kommt regelmäßig zu Konzerten nach Schöneiche. „Die Band hat sich gegründet, als ich 17 Jahre alt war“, sagt der 59-jährige Woltersdorfer mit dem roten Basecap, „wenn ich ,Engerling’ höre, kommen Jugenderinnerungen hoch.“

Von optimistisch-fröhlich bis zu melancholisch-nachdenklich reicht die Bandbreite der Lieder. Manchmal sind die Texte zwischen den Bässen schwer zu verstehen, die meisten kennen sie aber ohnehin auswendig.
Die Bluesrocker sind Dauergäste in der Kugi. Auch diesmal hat Drozdzynski ihnen Kassler mit Sauerkraut serviert. „Das sind tolle Typen, auch hinter den Kulissen“, sagt er, „die bleiben sich selbst treu.“ Rund zehn Vereinsmitglieder stemmen ehrenamtlich den Betrieb an Einlass und Bar. „Wir haben hier praktisch jedes Wochenende Programm, da können wir stolz sein.“ Die rund 85 000 Euro jährliche Förderung der Gemeinde seien hervorragend eingesetzt. „Ich glaube sogar, dass unsere Gäste im Ort noch ein Vielfaches davon ausgeben“, so Drozdzynski.

Auf steigende Besucherzahlen verweist Geschäftsführerin Beate Simmerl. Laut der einzigen Angestellten des Vereins kamen 2018 rund 18 000 Gäste in die Kugi, ein Plus von rund 1000 gegenüber 2017. „Das Ziel ist, dass bei uns von Montagvormittag bis Sonntagabend das Licht brennt“, sagt sie. Egal, ob Kindertanz, Workshops oder Filmvorführungen – die Kugi sei fest in Schöneiche verankert. Dazu kommen Veranstaltungen wie Auftritte der Theatergruppen oder eben Konzerte. „Ich freue mich jetzt schon wieder auf ,Wenzel & Band’ am 2. Februar“, sagt Beate Simmerl.

Erst mal geht „Engerling“ in die zweite Halbzeit. Neben dem Saal, an der Bar, haben es sich Katrin Kriem aus Friedrichshagen und Astrid Kriem aus Schöneiche mit ihren Gin-Tonic-Drinks gemütlich gemacht. „Wir machen Pause von der Lautstärke“, lacht Katrin Kriem. „Die Musik weckt Erinnerungen an die Jugendzeit.“

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