Kulturgießerei Schöneiche Fluchtnachvorn
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Theater
Sonntag 04.12.2016
Einlass: 15:00 Uhr
Start: 16:00 Uhr
Rezension

MOZ, 6.12.16
Heilung von furchtbaren Bildern

Marion Thomas / 06.12.2016
Schöneiche (MOZ) Bilder aus der Heimat: ein idyllischer See inmitten kargen Gesteins, sonnendurchfluteter Wald, buntes Markttreiben, prachtvolle Bauten. Doch dann: unheilvolles Fliegergedröhn, schwarze Rauchwolken aus einem brennenden Hochhaus verdrängen strahlend blauen Himmel. Hände tasten sich vorsichtig an der Mauer entlang, eine Gestalt schiebt sich heraus, dann noch eine und noch eine. Der Versuch, dem Krieg zu entfliehen. Einer tritt auf eine Mine, kann nicht mehr laufen, doch seine Freunde schleppen ihn mit.

Starke Bilder. Gespielt von Jugendlichen, die das teils selbst erleben mussten und nun in Deutschland Geborgenheit suchen. "Flucht nach vorn" heißt das Theaterstück, das am Sonntag in der Kulturgießerei seine letzte öffentliche Aufführung fand. Junge Menschen aus Märkisch-Oderland - Einheimische und Flüchtlinge - begegneten sich dabei während der vergangenen neun Monate in einem gemeinsamen Theaterprozess. Die Sprache des Körpers und autobiografische Erlebnisse der Geflüchteten sind Ausgangspunkt der bilderreichen Performance.

Die Theaterpädagogin Anja Häusser hat das Projekt initiiert, um die aneinander vorbei Lebenden in Kontakt zu bringen. In Schulen der Umgebung sowie Gemeinschaftsunterkünften der Flüchtlinge suchte sie interessierte Jugendliche. "Sie sollten sich bei gemeinsamer Arbeit kennenlernen." Rund 20 kamen.

In einem Wochenend-Workshop fanden die Jugendlichen erstmals zueinander. Allein die Körpersprache war wichtig. Und doch erlernten die Geflüchteten dabei schnell die deutsche Sprache. Freundschaften wuchsen, Netzwerke untereinander entstanden. Zahlreiche Auftritte liegen nun hinter ihnen und der Abschied ist nahe, das Projekt endet, was viele bedauern. Doch einige haben Fuß fassen können in dem neuen, fremden Land, besuchen Schulen, haben Lehrstellen.

Nach der Aufführung gab es interessante Gespräche zwischen den Jugendlichen und ihrem Publikum. Auf die Frage, ob es für die Geflüchteten nicht furchtbar sei, immer wieder an die eigenen schrecklichen Erlebnisse erinnert zu werden, sagt Mohammed, der aus Aleppo floh: "Theater ist Heilung von vielen furchtbaren Bildern."

Artistisches Theater mit Geflüchteten und Jugendlichen aus MOL

Vielfalt entdecken durch Theater
Junge Menschen aus MOL begegnen sich in einem gemeinsamen Theaterprozess. Die Sprache des Körpers und die autobiographischen Erlebnisse der Geflüchteten sind der Ausgangspunkt dieser physischen und bilderreichen Performance.
„Hingucken statt wegschauen !“