Kulturgießerei Schöneiche Winterland
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WINTERLAND - russische Expressionen


André Frenzel

Ausstellung
30.10.2016 - 01.12.2016
Mo09:00 - 15:00
Di09:00 - 18:00
Mi09:00 - 15:00
Do09:00 - 18:00
Fr09:00 - 14:00
Rezension

MOZ, 28.10.2016
Kulturgießerei zeigt Eis-Landschaften
Manja Wilde / 28.10.2016
Schöneiche (MOZ) "Tiefste Erstarrung, mehr geht nicht." Andre Frenzel steht vor einem kleinen Foto. Es zeigt einen eingefrorenen Stein im Baikalsee. Das erstarrte Wasser umschließt das harte Material. Es ist ein Sinnbild für die sibirische Kälte. Und für ihre Schönheit.

Ab Sonntag sind Frenzels Aufnahmen in der Kulturgießerei in Schöneiche zu sehen. 16 Uhr ist Vernissage der Schau. "Winterland - russische Expressionen" ist ihr Titel. 20 Porträts und neun Eisbilder sind zu sehen. Besonders eindrucksvoll ist ein 3,60 Meter langes Panorama. Auch die Präsentation ist außergewöhnlich. Die Fotografien werden von breiten Trichtern aus schwarzem Stoff umrahmt. "Ich möchte damit das Sehfeld ausfüllen, um es von der Wand und anderem Überflüssigen zu befreien", erklärt Frenzel. Zur Vernissage wird der Schauspieler Martin Langenbeck Passagen aus den Tagebuchaufzeichnungen des Künstlers lesen.

Dreimal reiste der 47-jährige Bildgestalter für längere Zeit an den 1642 Meter tiefen See. Fotografiert hat er auf jeder Reise. Die Bildsprache wandelte sich. Erst waren es Impressionen, wie die winzig kleine Menschengruppe auf der weiten Eisfläche, dann Stimmungen. Eilig hat es Frenzel, der in Schmöckwitz lebt, beim Fotografieren nie. Eine Woche müsse er vor Ort sein, dann schälen sich die ersten Motive aus der Landschaft. Erstmals reiste Frenzel im Jahr 2000 an den Baikal. Damals noch als Student der Landschaftsplanung. "Da habe ich gemerkt, dass man es aushalten kann, die Kälte bis minus 40 Grad, und dass es schön ist dort."

Zu sehen ist die Ausstellung bis Ende November montags und mittwochs 9 bis 15 Uhr, dienstags und donnerstags 9 bis 18 Uhr und freitags 9 bis 14 Uhr.

Fotoausstellung von André Frenzel

Der Frost und die Herzlichkeit. Detail und Unendlichkeit. Augenblicke, Ewigkeit.

Vermeintlich fuhr ich bis ans Ende dieser Welt: Wo ich da war, dort gab es keine Wege mehr und keinen Ort. Das Land, bei minus 40 Grad, war beinah menschenleer.
Und eisbedeckt - der See. Erstarrt im Frost der Bach am Hang, der Fluß, der Baum, der Berg. Der Wollschal vor dem eigenen Gesicht, mit Raureif stets umschlossen.
  
Etwas unglücklich kühl sind die meisten Orte, an denen ein Fotograf Eismotive vorfinden kann. Ein Winter am Baikalsee hat aber mehr Sonnentage als der Berliner Sommer.
Und für den Fotografen ist es ein Glücksfall, wenn strahlendes Licht die Oberflächlichkeit durchdringt. Eis besitzt Kontur und Festigkeit. Eis ist dabei durchschaubar. Eis läßt aber auch Vergänglichkeit vermuten.
Im besten Sinn der Fotografie werden Eisbilder mit Licht gemalt. Licht wird am Eis reflektiert. Aber auch hinein gestreut. Licht wird am Eis gebrochen. Mitunter interferiert.
Der Eisgang des Baikal spiegelt in jedem Jahr den ururalten Zauber dieses Sees - aus einer tödlichen Erstarrung entfaltet sich das neue Leben.
Der Baikalsee ist nicht das Ende dieser Welt. Der Baikal ist ein Anfang.
   
So war ich also an den Anfang dieser Welt gereist. An einem Anfang sind die Orte winzig. Sie sind noch weit entfernt vom Leben megagroßer Metropolen. Archaisch ist das soziale Regelwerk der weit verstreuten Dörfer in der Taiga. Und trotzdem sind die Menschen Menschen dort und trotzen dem Gesetz von Wölfen.
Reist man ins Winterland, so ist die menschliche Begegnung der Reise eigentlicher Zauber.


André Frenzel Website